WIE DU SIE UNTERSCHEIDET:
Als Kinder sind wir alle intuitiv. Doch im Laufe unseres Lebens wird den meisten von uns ausgeredet, dieser inneren Weisheit zu vertrauen. Durch Erziehung und Sozialisierung entstehen viele verschiedene Stimmen in uns, die wir irgendwann nicht mehr von echter Intuition unterscheiden können.
Da wir in unserer Gesellschaft Qualitäten wie Logik, Vernunft und Rationalität außerdem sehr hoch bewerten, neigen wir dazu, den rationalen, vernünftigen Stimmen in uns mehr Glauben zu schenken. Die Stimme des Herzens – die Intuition – zieht immer öfter den Kürzeren, desto älter und vernünftiger wir werden. Je mehr wir sie ignorieren oder ihren Impulsen misstrauen, desto mehr verstummt sie.
Jedoch verschwindet sie nie, denn Intuition ist eine uns allen innewohnende, natürliche Qualität. Der Zugang zu ihr mag noch Jahren der Erziehung, Sozialisierung und des Funktionierens in einer stark verstandesbetonten Gesellschaft verschüttet sein, doch wir können sie uns zu jedem Zeitpunkt unseres Lebens zurückerobern.
In diesem Beitrag erfährst du, wie du echte Intuition von der Stimme deines Egos bzw. des Verstandes unterscheiden kannst.
Die Stimme des Egos
Die Stimme des Egos ist meist laut, eindringlich und aufgeregt. Das Ego verfolgt ein bestimmtes Ziel und kann viele Gründe nennen, warum seine Idee oder genau dieser Vorschlag der Richtige ist. Es möchte entweder etwas Bestimmtes erreichen oder etwas anderes vermeiden.
Die Stimme des Egos sagt beispielsweise:
* Zieh in eine andere Stadt. (Weil du dort beruflich und / oder privat bessere Chancen und Entwicklungsmöglichkeiten hast.)
* Mache diese Ausbildung. (Weil du mit diesem Abschluss später viel Geld verdienen wirst.)
* Geh reisen. (Weil du dann deinen emotionalen Schmerz nicht mehr so stark spüren musst.)
Das Ego ist der pathologische Teil unseres Verstandes, das sich als getrennt von allen anderen Menschen, Lebewesen und Dingen erlebt. Es ist die Ansammlung aller inneren Persönlichkeitsanteile, mit denen wir uns bewusst identifizieren.
Die Stimme des Egos meldet sich oft als starker innerer Drang, der mit Angst oder anderen heftigen Emotionen verbunden ist. Das können auch Gefühle sein, die wir als positiv bewerten, zum Beispiel Euphorie oder heftiges Verliebtsein.
Das Ego hat Angst davor, etwas zu verpassen, etwas zu verlieren oder auf andere Weise schmerzhaften Emotionen ausgesetzt zu sein. Vor allem hat es Angst davor, die falsche Entscheidung zu treffen. Intuition dagegen weiß, dass es keine falschen Entscheidungen gibt, sondern nur Lernchancen und Wachstumsmöglichkeiten. Letztendlich führen alle Wege zum Ziel.
Doch das Ego hat eine genaue Vorstellung davon, wie es etwas erreichen kann und weicht ungern von einem einmal eingeschlagenen Weg oder einem Plan ab. Es ist blind für Wegweiser und Hinweise, die am Wegesrand auftauchen.
Das Ego agiert aus dem Mangel heraus, nicht aus der Freude und Fülle. Da es im Mangel lebt verspürt es den starken Drang, etwas zu erreichen oder zu verändern, um diesen Mangel zu überwinden.
Aufgrund seines Mangelempfindens ist es ängstlich, kontrollierend und kommuniziert oft in einem bewertendem, kritisierendem oder gar zynischem Ton. Es lebt in der Vergangenheit oder Zukunft, nicht im gegenwärtigen Moment.
Ego-Wünsche entstehen immer aus einem Mangelgefühl heraus. Der empfundene Mangel kann auch durch Manipulation von außen generiert werden. Denn tagtäglich werden wir mit Werbung, Medieninhalten und manipulativen Informationen zugeschüttet, die viele Impulse und Bedürfnisse in uns wecken.
Ego-Wünsche und Impulse identifizierst du, indem du die Motive eines Wunsches hinterfragst:
1) Warum wünsche ich mir das?
2) Was will ich dadurch erreichen?
3) Was ist der Wunsch hinter dem Wunsch? (zum Beispiel Anerkennung und Gesehen werden hinter dem Wunsch, ein teures Auto zu fahren)
4) Winkt mir der Wunsch oder summt er in mir? (Wenn er dir winkt, handelt es sich eher um Manipulation von außen. Wenn er in der summt, kommt er aus deinem Inneren)
Motive des Egos sind meist Angst, zum Beispiel die Angst vor Ablehnung, Liebesentzug, Einsamkeit, Existenzangst, Angst zu versagen, Angst das Gesicht zu verlieren und einige mehr. Auch ein übertriebenes Geltungsbedürfnis, egoistisches Machtstreben, Sturheit, Bequemlichkeit, Erwartungshaltungen, Helfersyndrom, Eifersucht, Neid und Wut können Motive des Egos sein.
Intuition: Die Stimme deines Herzens
Die Stimme deines Herzens – deine Intuition – ist im Vergleich zur Stimme des Egos sehr viel sanfter, subtiler und leiser. Obwohl sie beispielsweise in Gefahrensituationen sehr bestimmt auftreten kann, ist sie energetisch sehr fein, zart und hochschwingend. Sie ist immer ruhig, klar, zentriert und eindeutig. Du erkennst sie vor allem daran, dass sie irrational ist.
Intuition ist ein innerer Impuls, für den es keine offensichtlichen Gründe oder Erklärungen gibt. Sie schlägt dir beispielsweise vor, in ein bestimmtes Land zu reisen, ohne irgendwelche Gründe dafür zu nennen. Vielleicht hast du auch die Intuition, ein Seminar zu besuchen oder einen Kurs zu belegen, ohne zu wissen warum.
Absichtslosigkeit ist ein eindeutiges Zeichen, an dem du Intuition erkennst. Intuition möchte nichts erreichen, weil sie aus der Freude und der Fülle heraus operiert. Sie ist eins mit dem gegenwärtigen Augenblick, indem es nichts zu verbessern oder zu erreichen gibt.
Sie ist mit der tieferen Sehnsucht unseres Höheren bzw. Wahren Selbst verbunden, das in diesem Leben bestimmte Erfahrungen machen möchte. Unser wahres Selbst erfährt sich als Teil des Ganzen, eines ständig expandierenden Universums, und hat als solcher ebenfalls den tiefen Wunsch, sich immer weiter zu entwickeln und neue Erfahrungen zu machen. Aus dieser tiefen Sehnsucht des Universums wird Intuition geboren.
Der Verstand kann den Sinn einer Intuition nicht erfassen. In einer so stark verstandesbetonten Gesellschaft wie der unseren neigen wir dazu, Intuitionen zu ignorieren und ihnen nicht zu vertrauen, weil wir sie uns nicht erklären können.
Intuition äußert sich beispielsweise als sanfter innerer Impuls, klare innere Stimme, sich aufstellende Nackenhaare, Gänsehaut oder ein energetisches Gefühl. Friedrich Nietzsche bezeichnete sie als “Überrieselungen, die sich bis in die Fußzehen ausbreiten”.
Intuition stammt weder von Gedanken noch Gefühlen ab, sondern kommt von einer anderen, wortlosen Ebene. Sie hat eine vollkommen andere Qualität als Gedanken und Gefühle, denn sie entspringt einem Zustand höheren Bewusstseins.
Intuition erreicht uns sehr schnell, weshalb sie viele auch als Geistesblitz bezeichnen. Sie ist spontan und entsteht aus dem Augenblick, aus einem Moment der Stille und dem Fluss des Lebens heraus. Wer hektisch durch den Alltag hetzt, den Verstand ständig auf Trab hält und nie zur Ruhe kommt, hat kaum intuitive Eingebungen oder nimmt sie nicht wahr.
Intuition will nichts erreichen, sondern einfach nur der Wahrheit, der inneren Stimmigkeit, folgen. Sie ist bereit, jederzeit die Richtung zu ändern, umzukehren und neue Wege zu gehen, wenn es sich stimmig anfühlt.
Dein höheres Selbst sendet dir auf eine sanfte, unaufdringliche Art Informationen in Form von Intuitionen. Dabei drängt es sich niemals auf und lässt dir immer deinen freien Willen. Niemals würde es versuchen, dich von seiner Meinung zu überzeugen. Es sendet dir die Informationen und überlässt es dir, darauf zu hören oder sie zu ignorieren.
Selbst wenn dich eine Intuition vor etwas warnt, ist sie niemals aufdringlich, ängstlich oder gar panisch. Intuition kommt von einer Ebene, die keine menschlichen Ängste kennt.
Die Stimme deiner Intuition ist unendlich geduldig und liebevoll. Aus ihrer Perspektive sind alle Lebewesen gleich viel wert, weshalb sie immer die Interessen aller berücksichtigt und niemanden bevorzugt.
Intuition erkennst du auch daran, wie sie sich im Körper anfühlt. Wenn du fühlst, dass sich dein Energieniveau erhöht und du dich sehr ruhig und klar fühlst, handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um Intuition. Es ist ein ausdehnendes Gefühl. Dein Körper ist entspannt. Du weißt, dass du auf dem richtigen Weg bist, auch wenn du nicht weißt warum.
Intuition kann sich außerdem auf verschiedenen Kanälen äußern. Sie spricht nicht nur als innere Stimme zu dir. Sie kann sich auch über innere Bilder, Symbole, Träume, Gefühle, Töne, Klänge, Gerüche oder ein tiefes inneres Wissen bemerkbar machen. Intuition nutzt auch äußere Signale und Synchronizitäten, um dir Informationen zu senden. Das können beispielsweise Gesprächsfetzen sein, die du im Vorbeigehen aufschnappst, oder bestimme Bilder, Wörter, Symbole oder Zahlen, die dir ins Auge stechen.
Die Stimme des Egos äußert sich dagegen hauptsächlich über Gedanken. Je wortreicher die innere Stimme sich bei dir meldet, desto wahrscheinlicher handelt es sich um deinen Verstand bzw. das Ego. Wenn sich Intuition über Worte und Gedanken ausdrückt, dann mit sehr wenigen, einfachen und klaren Worten.
Intuition geschieht immer im gegenwärtigen Augenblick. Wenn du gedanklich mit der Vergangenheit oder Zukunft beschäftigt bist, kann dich Intuition nicht erreichen. Sie geschieht, wenn du gedankenlos und präsent bist. Du kommst niemals durch Nachdenken zu einer Intuition.
Lernen, Intuition und Ego voneinander zu unterscheiden
Wir haben ständig intuitive Einfälle, Gefühle und Impulse, doch meist bemerken wir sie gar nicht oder ignorieren, missachten und verwerfen sie sofort wieder mit Gedanken wie: Das ergibt doch keinen Sinn. Das klappt sowieso nicht etc.
Die Mehrzahl unserer Intuitionen sind so alltäglich, dass wir sie gar nicht als solche erkennen. Nur selten macht sich Intuition auf spektakuläre, dramatische oder mystische Weise bemerkbar. Wenn du deine intuitiven Fähigkeiten stärken möchtest, geht es daher im ersten Schritt vor allem darum, Intuitionen überhaupt wieder wahrzunehmen und sie von anderen inneren Stimmen, die vom Verstand bzw. Ego kommen, zu unterscheiden.
Dein Ziel sollte es daher zunächst sein, überhaupt zu bemerken, ob du vielleicht eine Intuition hast. Im nächsten Schritt geht es dann darum herauszufinden, ob es wirklich Intuition ist. Das kannst du nur herausfinden, indem du diesem Impuls folgst.
Zum Üben beginnst du mit kleinen, unwichtigen Dingen, die keine weitreichenden Konsequenzen haben.
Werde achtsam und mache dir bewusst, was den ganzen Tag über in dir vorgeht:
- Worum kreisen deine Gedanken?
- Welche Gefühle, Körperempfindungen, Impulse, Ideen, Eingebungen, Bilder etc. tauchen auf?
- Wobei könnte es sich um Intuition handeln?
Wenn du das Gefühl hast, eine Intuition zu haben, dann folge ihr und schaue was passiert. Fange wie gesagt mit kleinen Impulsen an. Das kann zum Beispiel sein:
✔ Fahre heute mal mit dem Rad zur Arbeit statt mit dem Auto.
✔ Nimm einen anderen Weg nach Hause.
✔ Gehe nach Feierabend noch mal in diesen Laden.
✔ Besuche am Wochenende jenes Seminar.
✔ Kaufe das Buch.
✔ Melde dich bei dieser Person.
✔ Stecke den Regenschirm ein.
✔ Geh noch nicht zur Kasse, du hast noch etwas vergessen.
✔ Mach der Person vor dir ein Kompliment.
✔ Iss heute ausschließlich frisches Obst und Gemüse.
✔ Mache einen Ausflug aufs Land.
✔ Sage die Verabredung heute Abend ab.
Folge solchen inneren Impulsen, wann immer es dir möglich ist. Selbst wenn du nicht hundertprozentig sicher bist, dass es Intuition ist.
Reflektiere hinterher das Resultat:
✔ Wie ist die Sache ausgegangen?
✔ Wie fühlst du dich?
✔ Welche Energie nimmst du wahr?
Wenn du einer echten Intuition folgst, entwickeln sich die Dinge meist gut, oft auch überraschend, unerwartet oder verblüffend. Du hast das Gefühl im Flow zu sein und erlebst Synchronizitäten. Du fühlst dich gut in deiner Haut und erlebst positive Emotionen. Du fühlst dich anschließend deutlich besser und bist in einer höheren Schwingung.
Solltest du einmal eine Intuition wahrnehmen und dich aus welchen Gründen auch immer dagegen entscheiden, ihr zu folgen, ist das auch vollkommen in Ordnung. Beobachte aber auch in diesem Fall unbedingt wie sich die Dinge entwickeln.
✔ Was ist das Resultat deiner Entscheidung?
✔ Wie fühlst du dich hinterher?
✔ Welche Energie nimmst du in dir wahr?
Wenn wir intuitiven Eingebungen nicht folgen, fühlen wir uns hinterher meist geschwächt, betäubt, blockiert, vielleicht sogar deprimiert. Oft hat man das Gefühl, gegen den Strom zu schwimmen und sich ungeheuer anstrengen zu müssen, um vorwärts zu kommen.
Auch solche Erfahrungen sind wertvoll, wenn du sie bewusst erlebst. Das nächste Mal wirst du dir genau überlegen, ob du eine Intuition erneut ignorieren möchtest.
Dein Verstand ist nicht Feind
Dein Verstand erfüllt wichtige Funktionen und ist in deinem Leben unentbehrlich. Dank des Verstandes können wir die Impulse unserer Intuition strukturiert umsetzen, Pläne schmieden und unsere Herzensprojekte Realität werden lassen. Dazu brauchen wir den Verstand unbedingt, ohne ihn geht es nicht.
Auch wenn uns der Verstand oft davon abhält, intuitiv, selbstbestimmt und frei zu leben, macht er das nicht aus böser Absicht. Sein tiefster Antrieb ist Liebe, denn er möchte uns vor den schmerzhaften Erfahrungen bewahren, die wir alle in unserer Kindheit gemacht haben. Ohne unseren Verstand wären wir damals unseren überwältigenden Emotionen ausgeliefert gewesen. Er ist entstanden, um uns vor vollkommener Ohnmacht, Verzweiflung und Überwältigung zu bewahren.
Er hat damals unser Überleben gesichert und versucht das Gleiche auch heute noch. Das ist eine zutiefst liebevolle Absicht, auch wenn seine Methoden im gegenwärtigen Moment nicht immer nützlich sind und uns oft schaden.
Trotzdem ist es meiner Meinung nach sehr hilfreich, den Verstand und auch das Ego nicht als Feind zu betrachten. Sonst hätten wir einen Feind in uns, den wir niemals loswerden. Sinnvoller ist es, den Verstand liebevoll umzuprogrammieren, sodass er uns dient und nicht länger unbewusst schadet. Unser wahres Potential und inneres Genie entfalten wir, wenn Verstand und Intuition zusammenarbeiten.
Schlussfolgerung
Die Stimme des Herzens bzw. Intuition und die Stimme des Egos haben eine vollkommen andere Qualität und sind mit etwas Übung leicht voneinander zu unterscheiden. Das Ego meldet sich meist sehr wortreich, laut, aufgeregt und eindringlich bei uns. Es kann eine ganze Liste von Gründen nennen, warum diese Idee oder jene Eingebung genau die Richtige ist. Es verfolgt immer ein bestimmtes Ziel, möchte etwas erreichen oder etwas anderes vermeiden.
Intuition ist im Gegensatz zu der Stimme des Egos viel subtiler, ruhiger und klarer. Sie ist von ihrer Energie her etwas sehr Sanftes, Feines und Hochschwingendes. Intuition ist blitzschnell und meldet sich vor dem Verstand zu Wort, der uns den intuitiven Impuls dann häufig auszureden versucht. Intuition entsteht niemals durch Nachdenken, sondern wird in der Gedanken-stille geboren. Sie kann sich in Form von Worten, Gedanken, inneren Bildern, Symbolen, Träumen, Gefühlen, Körperempfindungen, energetischen Impulsen, äußeren Signalen, Synchronizitäten und vielem mehr zu Wort melden.
Eine gute Verbindung zur Intuition ist nicht schwer, denn sie ist eine natürliche, uns allen innewohnende Qualität. Der Zugang zu ihr ist jedoch bei vielen Menschen verschüttet, da wir in unserer derzeitigen Gesellschaft quasi darauf programmiert werden, Intuition zu ignorieren und dem Verstand mehr zu vertrauen.
Doch mit etwas Übung und dem festen Entschluss, unsere Intuition zu stärken, können wir uns diesen wundervollen inneren Ratgeber, der uns den richtigen Weg zeigt, leicht zurückerobern.
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