ALEXANDER-TECHNIK

Die Alexander-Technik ist eine pädagogische Methode und beschäftigt sich mit dem Erkennen und Ändern von Gewohnheiten, besonders von körperlichen Fehlhaltungen, die sich durch Verspannungen, Schmerzen oder Funktionseinschränkungen äußern. Die Alexander-Technik bietet eine individualisierte Methode, um Fertigkeiten zur Selbsthilfe zu erlernen. Ihre Prinzipien sollen dabei helfen, Gewohnheiten, die den Haltungstons und die neuromuskuläre Koordination negativ beeinträchtigen, wahrzunehmen, zu verstehen und zu vermeiden. Besondere Bedeutung hat die Methode für Menschen, die ihrem Körper oder ihrer Stimme besondere professionelle Leistungen abverlangen: z. B. Musiker, Schauspieler, Sänger, Tänzer oder Sportler. Benannt ist sie nach ihrem Begründer Frederick Matthias Alexander.

Eine grundlegende Annahme der Alexander-Technik ist, dass Gewohnheiten einen maßgebenden Einfluss auf die Ausführung alltäglicher Handlungen haben. Es wird davon ausgegangen, dass die menschliche Körperwahrnehmung (u.a. die Kinästhesie) durch jahrelange Gewohnheiten unzuverlässig wird, jedoch durch einen entsprechenden Lernprozess wieder zurückgewonnen werden kann. Die Beziehung zwischen Kopf, Hals, Nacken und Rumpf hat in der Alexander-Technik eine zentrale Bedeutung und wird mit dem Begriff „Primärkontrolle“ (englisch „primary control“) bezeichnet. Wichtige Prinzipien der Alexander-Technik sind das Innehalten (engl. „inhibition“) und die Arbeit mit mentalen Direktiven (englisch „directions“)

Ursprünge der Alexander-Technik

Frederick Matthias Alexander wurde 1869 in Tasmanien geboren. Er war Schauspieler und Rezitator, litt aber schon früh an hartnäckigen Stimmproblemen. Nachdem die Ärzte ihm nicht hatten helfen können und es für ihn offensichtlich war, dass die Ursache seiner Probleme darin lag, wie er seine Stimme gebrauchte, begann er sich selbst in Spiegeln zu beobachten. Dabei bemerkte er verschiedene Bewegungsmuster, die bei ihm vor dem und während des Rezitierens auftraten. Alexander kam im Zuge seiner detaillierten Selbstbeobachtungen zu der Annahme, dass unbewusste Verhaltensmuster die gesunde Funktion der neuromuskulären Koordination, der Atmung und in weiterer Folge auch der Stimmerzeugung nachhaltig stören können.


Nach zahlreichen Experimenten und Versuchen, diese unbewussten Reaktionsweisen zu unterbinden, entwickelte er eine Methode, die ihm schließlich dabei half, seinen Stimmverlust zu überwinden. Für den Rest seines Lebens begann Alexander, sich mit den Reaktionen zu befassen, die auftreten, wenn Menschen auf Reize reagieren.

Im weiteren Verlauf seiner Forschungen begann Alexander die breitere Bedeutung seiner Entdeckungen für die allgemeine körperliche und mentale Funktionsfähigkeit zu erkennen. Er glaubte, dass seine Arbeit angewendet werden könnte, um die Gesundheit des Einzelnen und dessen Wohlbefinden zu verbessern.

Alexander verfeinerte seine Technik der Selbstbeobachtung und Umschulung und unterwies ab 1931 andere darin, die Prinzipien anzuwenden. Er beschrieb seine Methode in vier Büchern, die in den Jahren 1918, 1923, 1931 (1932 in Großbritannien) und 1942 veröffentlicht wurden. Zwischen 1930 und seinem Tod im Jahre 1955 trainierte er andere darin, seine Technik als Lehrer weiterzugeben.

Methode

Die Alexander-Technik basiert auf der Überzeugung Alexanders, dass der Mensch ein Organismus ist, in dem alle geistigen, seelischen und körperlichen Prozesse untrennbar miteinander verbunden sind. In seiner Methode verbindet er mentale und körperliche Prozesse. Alexanders Zugang betont die Entscheidungsfreiheit abseits der Gewohnheiten in allem, was wir tun.

Dem Unterricht liegt die Annahme zugrunde, dass unsere typischen Verhaltensmuster gehemmt und durch energiesparende, offene, entspannte Reaktionsmuster ersetzt werden können. Des Weiteren wird angenommen, dass der (Alexander-)Lehrer mögliche Verhaltensmöglichkeiten kennt und dem Schüler vermitteln kann. Die Grundhaltung ist die aufrechte Haltung bei gleichzeitig größtmöglicher Gelöstheit der Muskulatur. 

Außerdem unterscheidet man bei der Ausrichtung zwischen Weite (senkrecht) und Breite (waagerecht). Entsprechend gilt für die Bewegung idealtypisch eine größtmögliche Wirksamkeit bei möglichst geringem Energieverbrauch.


Der Unterricht erfolgt in einem sehr langsamen, quasi meditativen Tempo, in dem sich der Schüler seiner Empfindungen auch bei kleinsten Haltungs- und Bewegungsunterschieden bewusst werden kann. Der Lehrer arbeitet sowohl mit Handlungsanweisungen, zum Beispiel: „Lasse den Kopf nach vorn und nach oben streben, so dass der Rücken länger und breiter wird“, als auch mit den unterrichtbegleitenden, sanften manuellen Korrekturen. 

Spezielle Übungen gibt es in der Alexander-Technik nicht (außer "constructive rest" oder "semi-supine", die Rückenlage mit aufgestellten Füßen, die das Loslassen von muskulärer Anspannung unterstützt, und "whispered ah", das die Atmung tiefer und freier machen und die Stimme verbessern soll). Es wird vielmehr mit alltäglichen Bewegungen wie Gehen, Sitzen oder Bücken gearbeitet und dort die automatischen Muster analysiert, bewusst gemacht und ggf. verändert.


Zum Erlernen der Methode werden bei Einzelunterricht 25 bis 30 Lektionen von 30 bis 50 Minuten empfohlen. Die Schulung kann auch in Gruppen stattfinden.

Forschung

Wilfred Barlow erstellte 1973 Fotostudien, in denen er die durch die Alexander-Technik bewirkten Haltungsänderungen dokumentierte. In wissenschaftlichen Studien konnten Hinweise auf positive Effekte bei der Behandlung von Morbus Parkinson, jedoch kein zweifelsfreier Nutzennachweis gezeigt werden. 

In einer neueren, randomisierten Studie von 2008 erachten die Autoren 6 Unterrichtsstunden in Alexander-Technik für ausreichend, um positive Langzeiteffekte bei chronischen Rückenschmerzen zu bewirken. Belastbare Studien zur Wirkung bei Asthma bronchiale liegen nicht vor.

Rezeption

Bekannte Persönlichkeiten wie die Schriftsteller George Bernard Shaw und Aldous Huxley haben sich öffentlich für die Alexander-Technik eingesetzt. Der Philosoph John Dewey schrieb das Vorwort für drei der Bücher Alexanders. Nikolaas Tinbergen sprach in seiner Ansprache anlässlich der Verleihung des Nobelpreises für Physiologie oder Medizin über die Bedeutung, die er der Alexander-Technik zumisst.

Die Alexander-Technik ist in vielen Musik- und Schauspielschulen, vor allem in Großbritannien und den USA, fester Unterrichtsbestandteil. Vor allem Schauspieler, Musiker und Tänzer, aber auch Menschen, die viel am Computer arbeiten oder aus anderen Gründen an Schmerzen leiden, nutzen die Alexander-Technik.


Die Kosten für die Alexander-Technik werden von den Krankenkassen nicht übernommen. Die AOK bezeichnet die Methode als „ein Element der persönlichen Lebensgestaltung“.


Die meisten Zusatzversicherungen der Schweizer Krankenkassen beteiligen sich an Alexander-Technik-Lektionen, sofern es darum geht, Beschwerden zu verbessern, wie zum Beispiel Kopfschmerzen, Schleudertrauma, Rückenschmerzen, Nackenverspannungen, Kniebeschwerden und weitere Indikationen. Als Prävention werden gegebenenfalls Gruppenkurse unterstützt, in der Regel wird Prävention jedoch nicht von der Krankenkasse bezahlt.

AUSBILDUNG IM BERLIN:

www.alexander-technik-berlin.de

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