Die körperlichen und geistigen Fähigkeiten des modernen Menschen und
seiner Vorfahren haben sich über mehrere Millionen Jahre entwickelt. Die
Beschaffung der Nahrungsenergie war von je her bis in die allerjüngste
Zeit nur durch körperliche Aktivität möglich. Dies gilt für die
Nahrungsbeschaffung der früheren Menschen durch Sammeln oder Jagen, aber
auch für die meisten Erwerbstätigkeiten bis in die Mitte des vorigen
Jahrhunderts. Erst in den letzten Jahrzehnten änderten sich – vor allem
in Industrieländern – die Lebensbedingungen stark. Es gibt einerseits
ein großes Nahrungsangebot, andererseits kann das Leben ohne größere
körperliche Anstrengung bewältigt werden.
Bewegung gehört zum Leben
Unser Erbgut ist aber noch immer auf ein bestimmtes Ausmaß an
körperlicher Aktivität ausgelegt. Erst wenn durch Bewegung regelmäßig
eine bestimmte Menge an Energie umgesetzt wird, funktionieren die Gene
und der Organismus richtig, und die Leistungsfähigkeit unseres Körpers
bleibt erhalten. Der natürliche Energieumsatz des Menschen pro Tag
entspricht einer Gehstrecke von rund 20 bis 25 Kilometer, die mit vier
bis fünf
km/h
bewältigt wird. Dies entspricht vier bis sechs Stunden moderater
Bewegung. Daher: Körperliche Aktivität ist normal, keine Bewegung ist
ungesund.
Das Programm zum Überleben
Entscheidend für das Überleben war von jeher, rasch auf die Umwelt
reagieren zu können: zum Beispiel bei Gefahr blitzschnell davonzulaufen,
sich zu verteidigen oder bei Kälte beziehungsweise Hitze die normale
Körpertemperatur zu erhalten.
Das biologische Programm für die
überlebensnotwendige Anpassung der Leistungsfähigkeit an die Umwelt ist
viele Millionen Jahre alt: Die Stressreaktion, so lautet die
wissenschaftliche Bezeichnung für diesen Vorgang, läuft auch heute noch
im Körper der Menschen und anderer höherer Lebewesen ab.
Stress
im biologischen Sinn ist eine Störung des Ruhezustands, wie er im
Tiefschlaf besteht. Mit Stress reagiert der Körper naturgemäß auf
bestimmte Reize – eine unvermeidliche Tatsache, die das Leben selbst
ausmacht und an sich keine schädliche Bedeutung hat. Als Stressor werden
bestimmte Einflüsse (Reize) aus der Umwelt auf den Organismus
bezeichnet, die eine Stressreaktion auslösen. Beispiele für Stressoren
sind physikalische Reize (zum Beispiel Wärme, Kälte, Geräusche, optische
Eindrücke) oder chemische Reize (Geruch, Geschmack). Auf diese Reize
reagiert der Mensch – bewusst oder unbewusst – mit körperlicher und
geistiger Aktivität.
Bewegung braucht Energie
Schon für die Grundfunktionen wie Herzschlag, Atmung, Kreislauf,
Verdauung, Gehirntätigkeit oder Stoffwechsel benötigt der Körper
Energie. Im Normalzustand ist der Energiehaushalt im sogenannten
„inneren Gleichgewicht“. Wir reagieren jedoch ständig – bewusst oder
unbewusst – auf Reize aus der Umwelt. Wir sind aktiv. Dies bewirkt einen
höheren Energieverbrauch. Der Körper stellt sich auf ein neues „inneres
Gleichgewicht“ ein.
Erst dieses biologische Programm der
Stressreaktion ermöglicht dem Körper, zusätzliche Energie
bereitzustellen und – je nach Bedarf – unterschiedlich hohe Leistungen
zu erbringen.
Die verwendete Literatur finden Sie im Quellenverzeichnis.